Bei der MPU durchgefallen:
Hier wichtige Tipps

Beachten Sie auch mein Video

Was dieser Beitrag behandelt:

  • Welchen Fehler Sie jetzt auf keinen Fall machen sollten
  • Was genau passiert jetzt?
  • Wie Sie weiter vorgehen sollen
  • Wieder zur gleichen MPU-Stelle gehen oder lieber wechseln?

Das Prinzip verstehen

Zentraler Punkt bei jeder MPU ist immer der Blick auf die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer. Um ein positives Gutachten zu erhalten, ist es Voraussetzung, dass Sie den MPU-Gutachter davon überzeugen können, dass Sie jetzt keine Gefahr mehr für andere darstellen. Ein negatives Gutachten besagt erst mal nur, dass Ihnen dieser Nachweis noch nicht gelungen ist. Ursache ist fast immer, dass Sie nicht ausreichend vorbereitet waren.

Achtung:

Geben Sie ein negatives MPU-Gutachten auf keinen Fall bei der Führerscheinstelle ab!

Warum das so schlimm wäre

Wenn Sie das negative Gutachten abgeben, landet es unweigerlich in Ihrer Führerscheinakte und bleibt dort volle 10 Jahre lang! Jeder zukünftige Gutachter kann das negative Gutachten dann lesen. Häufig ist ein Gutachten aber nicht nur deshalb negativ ausgefallen, weil die Vorbereitung nichts getaugt hat, sondern sehr oft hat der zu ahnungslose Kandidat Dinge ausgeplaudert, die der Gutachter gar nicht wissen konnte aus der Führerscheinakte. Das sind dann böse Knüppel auf dem Weg zu einer erneuten MPU.

Was nach der MPU passiert

Das schriftliche Gutachten erhält man ungefähr 2 Wochen nach der MPU. Falls es länger dauert, sollten Sie ruhig mal bei der MPU-Stelle anrufen und fragen, wie denn der Stand der Dinge ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Gutachten einfach vergessen wird.

Man sollte grundsätzlich das Gutachten nur an sich selbst schicken lassen, niemals direkt an die Führerscheinstelle. Haben Sie irgendwo unterschrieben, dass das gemacht werden darf? Wenn ja, stoppen Sie das sofort!!!

Am selben Tag, an dem das Gutachten an Sie verschickt wurde, geht meistens auch Ihre Führerscheinakte an die Führerscheinstelle zurück.

Was weiß die Führerscheinstelle?

Falls Sie nicht irgendwo unterschrieben haben, dass Sie die Schweigepflicht aufheben (falls ja: unbedingt sofort widerrufen!), ist die MPU-Stelle an die Schweigepflicht gebunden. Die Führerscheinstelle kann ohne Schweigepflichtentbindung nicht einfach "mal nachfragen".

Aus der Rücksendung Ihrer Führerscheinakte kann zwar vermutet werden, dass die Begutachtung stattgefunden hat und die MPU negativ ausgefallen ist, aber es ist kein Beweis dafür. Vielleicht haben Sie ja auch den Termin platzen lassen oder kurzfristig abgesagt. Oder Sie hatten einfach kein Geld, um die MPU bezahlen zu können. Oder Sie haben aus sonst einem Grund beschlossen, dass Sie nicht zu dieser MPU-Stelle gehen wollten. - Es gibt also mehrere Möglichkeiten, die gar nicht sooo selten sind, wie es Ihnen vielleicht erscheint.

Wie geht es weiter?

Ihr Führerscheinantrag enthält eine Frist, bis wann Sie alle erforderlichen Unterlagen abgegeben haben müssen. Die Aufforderung zur MPU ist auch oft mit einer Frist verbunden. Wenn Sie diese Fristen verstreichen lassen, wird der Antrag gebührenpflichtig abgelehnt. Das führt also wohl kaum weiter.

Ich nehme mal an, Sie wollen natürlich einen neuen MPU-Anlauf versuchen (jetzt aber besser vorbereitet!). Dafür kann sich aber folgendes Problem ergeben:

Sie können nicht einfach so zu einer anderen MPU-Stelle gehen, denn zur Begutachtung muss dort ja Ihre Führerscheinakte vorliegen. Die befindet sich jetzt aber wieder bei der Führerscheinstelle. Sie müssen also erst erreichen, dass die Führerscheinstelle Ihre Akte neu verschickt!

Die Sachbearbeiterin kann das einfach tun und sogar die laufende Frist verlängern, falls es sonst zu knapp würde. Sie kann - aber sie muss nicht! Eventuell stellt sie unangenehme Fragen: "Sie waren doch gerade erst bei der MPU. Dann legen Sie jetzt erst mal das Gutachten vor! Sie behaupten, es hätte gar keine MPU stattgefunden? Na, da bringen Sie aber eine schriftliche Bestätigung von der MPU-Stelle! Geben Sie es doch gleich zu: Sie sind bei der MPU durchgefallen und wollen das verheimlichen!"

Falls Sie also an so jemand geraten machen Sie folgendes: Den Führerschein-Antrag ohne jegliche Angaben kommentarlos zurückziehen. Damit erlöschen alle Ansprüche der Führerscheinstelle auf Herausgabe des Gutachtens o.ä.

Einen neuen Führerscheinantrag können Sie sofort wieder stellen.

Sonderfall: Sie haben den Führerschein noch

Wenn Sie Sie den Führerschein noch haben (das kommt durchaus öfter vor) und sich der Sachbearbeiter bei der Führerscheinstelle auf stur stellt und sich weigert die akte neu zu verschucken, wenn Sie nicht das negative Gutachten vorliegen - was dann?

Darauf sollte man sich aber nicht einlassen, denn dieses negative Gutachten bleibt dann ja für die nächsten 10 Jahre in der Akte und jeder künftige neue MPU-Gutachter kann das lesen. Das hätte dann aber zur Folge, dass die "Empfehlungen" am Ende des Gutachtens so gut wie verbindlich werden. Warum? Naja, Berufsehre, ein Gutachter pinkelt eben dem anderen nicht gerne ans Bein!

Das können Sie tun:

Im schlimmsten Fall läuft es drauf raus, dass der Führerschein erst mal weg ist. Erst dann können Sie einen neuen Antrag stellen. Mit neuem Führerscheinantrag kommt eine erneute Aufforderung zur MPU. Die Vorlage des alten negativen Gutachtens kann dann aber nicht erzwungen werden.

Das muss nicht so krass laufen. Wenn Sie einen halbwegs vernünftigen Sachbearbeiter haben, kann der nämlich ganz problemos Ihre Akte zur neuen MPU-Stelle schicken und bei Bedarf sogar die Frist verlängern. Der berühmte Ermessensspeilraum: Er kann, wenn er will, aber er muss halt nicht.

Gutachten ausgewertet = fit für neuen Anlauf?

Meistens leider nicht. Ich kann Ihnen zwar sehr konkret sagen, an welchen Stellen bei der Begutachtung die Ursachen für das negative MPU-Gutachten liegen, aber das löst das Problem meistens noch nicht. Es reicht nicht, wenn Sie bei der nächsten MPU-Begutachtung jetzt einfach das Gegenteil erzählen. Die MPU ist da schon um einiges komplexer aufgebaut. Oft sehe ich, dass es noch an sehr Fundamentalem fehlt. Das ist insofern etwas tückisch, weil sich für den Betroffenen ein solches MPU-Gutachten oft verhältnismäßig harmlos liest.

Man darf nicht einfach davon ausgehen, dass die nächste MPU wieder genau gleich ablaufen wird und es nur darum geht, ein paar Dinge anders darzustellen. Ohne diese Schwachpunkte beim neuen Anlauf werden Sie mit Fragen konfrontiert werden, die im alten Gutachten gar nicht vorkamen.

Warum ist das so? Dem MPU-Gutachter ist es ausdrücklich erlaubt nicht das ganze Programm durchzuziehen, wenn aus dem bisherigen Gesprächsverlauf eh schon klar ist, dass das Gutachten negativ ausfallen muss. Ein negatives Gutachten hat meistens deutlich kürzer gedauert (20 bis 30 Minuten) als ein positives (meistens ungefähr eine Stunde).

Es ist in diesem Fall bei der MPU-Begutachtung ganz ähnlich wie bei der Fahrprüfung: Wenn Sie schon nach den ersten fünf Minuten verkehrt herum in die Einbahnstraße gefahren sind, fällt die Fahrprüfung ja auch sehr kurz aus.

Ohne wasserdichte Vorbereitung auf das Gespräch mit dem psychologischen MPU-Gutachter kann man ohne weiteres auch mehrfach nacheinander durchfallen. Für den Laien ist das eine gefährliche Falle!

Nächster MPU-Anlauf bei der gleichen MPU-Stelle?

Diese Frage wird mir oft gestellt. Viele glauben nämlich, dass die MPU-Begutachtung nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert wie Hauptuntersuchung alle zwei Jahre beim Auto: Man fährt erst mal hin und lässt sich einen "Mängelbericht" geben. Diese Mängel lässt man in der Werkstatt beheben und fährt wieder zur HU-Stelle hin. Jetzt wird nur noch kontrolliert, ob die aufgelisteten Mängel behoben worden sind (und deshalb ist die Wieder-Vorführung auch deutlich billiger), und wenn ja, dann gibt es die neue TÜV-Plakette.

Bei der MPU gibt es keine "Wieder-Vorführung mit Teil-Begutachtung", sondern es wird immer die komplette Begutachtung durchgezogen inklusive medizinischem Teil, Reaktionstests usw., auch wenn dabei gar nichts bemängelt wurde. Eine neue MPU-Begutachtung kostet deshalb auch immer den vollen Preis wieder neu. Man mag darüber nur den Kopf schütteln und sich ärgern, aber ändern kann man es halt nicht.

Ein nicht abgegebenes Gutachten liegt ja nicht in der Führerscheinakte. Es existiert also gewissermaßen gar nicht und der nächste Gutachter kann eigentlich nichts davon wissen. Offiziell ist eine neue MPU eine komplette neue Begutachtung von Anfang an. Der gleiche Gutachter darf Sie kein zweites Mal begutachten, denn er könnte ja voreingenommen sein.

Ich würde trotzdem nicht nochmals zur gleichen MPU-Stelle gehen, denn ich denke, die Verlockung ist groß einen Blick auf das negative Gutachten zu werfen und einfach mal zu schauen, was der Kollege damals geschrieben hat - auch wenn er das offiziell wohl nicht wirklich darf! Sie können zu jeder beliebigen MPU-Stelle Deutschlands gehen. Davon gibt es fast 300 Stück von verschiedenen zugelassenen Trägern - nicht nur TÜV, wie immer noch viele glauben. Ich würde sogar damit rechnen, dass ein MPU-Gutachter des gleichen Trägers auch an einer anderen Stadt Zugriff auf Ihr negatives Gutachten haben kann.

Empfehlung:

Ich meine, es ist ratsam vorsichtshalber lieber auch den MPU-Träger wechseln und nicht nur die regionale MPU-Stelle.

Wichtige Fristen beachten!

Schreck und Frust über das negative MPU-Gutachten führen bei vielen Betroffenen dazu, dass eine Reaktion folgender Art eintritt: Erst mal "die Wunden lecken", am liebsten nicht ständig dran denken, und alles weit von sich weg schieben. So verständlich und nachvollziehbar das auch sein mag, muss ich aber dringend davor warnen dabei nicht mögliche wichtige Fristen aus den Augen zu verlieren:

Wer z.B. mit der Fragestellung Alkohol-MPU oder Drogen-MPU zur Begutachtung antreten musste, für den waren eventuell Abstinenz-Nachweise nötig. Achten Sie unbedingt darauf, dass jetzt durch das negative MPU-Gutachten keine Nachweis-Lücke entsteht! Sonst kann das nämlich dazu führen, dass die bereits geleisteten Abstinenz-Nachweise verfallen und alles von vorne begonnen werden muss! Die maximal zulässige zeitliche Lücke darf 4 Monate auf den Tag genau nämlich nicht überschreiten. Gehen Sie hier kein Risiko ein: Wenn die 4 Monate bis zum Termin einer erneuten MPU bereits fast ausgereizt sind, kann es verhehrende Folgen haben, wegen z.B. wegen Krankheit der neue MPU-Termin kurzfristig verschoben werden muss. - VORSICHT: Auch der MPU-Gutachter kann krank werden! So etwas haben Sie nicht in der Hand, deshalb zur Sicherheit rechtzeitig die Abstinenz-Nachweise verlängern.

Zusammenfassung

Das negative Gutachten: Nur was für die Tonne? Nein, so ist das nicht. Es stimmt, dass Sie das Gutachten nicht bei der Führerscheinstelle abgeben sollten. Für gezielte Vorbereitung ist das MPU-Gutachten aber durchaus nützlich. Es bedeutet die Möglichkeit zu viel treffsichereren Fragen. - Das negative Gutachten also nicht aus Frust einfach wegwerfen!

Nutzen Sie auch meine kostenlose Erstberatung und Sie werden besser verstehen, wie Ihre individuelle MPU-Vorbereitung für den nächsten MPU-Anlauf aufgebaut sein sollte!