Wahrheit ist Trumpf bei der MPU - oder etwa nicht?

Was dieser Beitrag behandelt:

  • Etwas ganz Anderes steht bei der MPU im Vordergrund
  • Großer Unterschied: MPU Gerichtsverhandlung
  • Gefährdung ist wichtig
  • Ohne handfeste Veränderung fallen Sie durch!
  • Die Prognose

Ziel der MPU ist es, für mehr Sicherheit auf den Straßen zu sorgen und diejenigen aus dem Verkehr zu ziehen, die durch ihr Verhalten eine besondere Gefahr darstellen. Dass Sie zu dieser Problemgruppe gehören, daran ist nicht mehr zu rütteln, denn sonst würden Sie ja jetzt nicht zur MPU müssen - so die Logik, gegen die Sie nicht angehen können. Das, was die meisten Kandidaten unter "die Wahrheit sagen" verstehen, beschränkt sich auf bereuen und schöne Vorsätze.

Der MPU-Gutachter soll ja eine Prognose abgeben. Dafür muss er einschätzen können, wie wahrscheinlich es ist, dass Sie auch in Zukunft bei Ihrem gefährlichen Verhalten bleiben werden. Reue und schöne Vorsätze sind da kein brauchbares Kriterium, weil ja kaum jemand kommen wird und erklären: "Doch, ich werde das auch in Zukunft so machen!"

Unterschied Gerichtsverhandlung ⇔ MPU

I. Vor Gericht

Dem Richter geht es darum herauszufinden was passiert ist und in welchem Kontext. Sein Ziel ist es die Schuld zu ergründen und darauf aufbauend dann sein Urteil zu sprechen, das meistens eine mehr oder weniger drastische Strafe bedeutet. Insofern spielt Wahrheit bei der Arbeit des Richters eine recht wichtige Rolle.

II. Bei der MPU

Die Aufgabe des MPU-Gutachters ist aber eine grundlegend andere: Ihn interessieren Fragen wie Schuld und Strafe nicht im geringsten. Sein Job ist die Fahreignungsbegutachtung - nicht nur ein Wortungetüm, sondern eine durchaus komplexe Aufgabe. Zweck der Begutachtung ist es herauszufinden, ob Sie weiterhin eine besondere Gefahr darstellen für andere Verkehrsteilnehmer. Falls ja, dann gelten Sie als ungeeignet zur Teilnahme am Straßenverkehr und erhalten eine negative Prognose.

Ich glaube, dass es auf der Hand liegt, dass der MPU-Gutachter für seine Arbeit völlig andere Werkzeuge braucht als der Richter. Natürlich spielt die Wahrheit dabei auch eine gewisse Rolle, aber sie ist eher ein Nebenaspekt. Schauen wir uns also an was für den MPU-Gutachter wichtig ist.

Handlungsgründe sind gefragt…

Statt Versprechungen - gaaaanz großes Indianer-Ehrenwort! - interessieren den Gutachter die Gründe für Ihr problematisches Verhalten. Egal ob das jetzt eine Fahrt unter ALkohol- oder Drogeneinfluss war, hartnäckige Geschwindigkeitsüberschreitungen oder was auch immer: Man kann davon ausgehen, dass Ihnen die Regeln bekannt waren und Sie haben dagegen verstoßen. Sehr wahrscheinlich nicht nur einmal. Es muss also zuerst untersucht werden warum Sie das getan haben. Die Antwort darauf können nur die Wenigsten mal eben so aus dem Ärmel schütteln. Die "Wahrheit" allein hilft Ihnen nicht viel weiter.

Sie werden bei der MPU nicht an einen Lügendetektor angeschlossen. Was vorgefallen ist, das steht ja sowieso in der Führerscheinakte. Der Gutachter erwartet von Ihnen aber die sorgfältige Aufarbeitung, warum es dazu kam. Er vermutet für Ihr Verhalten handfeste Hintergründe, die oft in ganz anderen Bereichen Ihres Lebens liegen können. Heißt konkret: Hier muss es weit in die Tiefe gehen. Antworten nur an der Oberfläche helfen Ihnen nicht weiter!

…und Veränderungen

Eine positive Prognose können Sie nur dann bekommen, wenn Sie nicht einfach nur behaupten, dass Sie's nicht wieder tun werden. Warum sollte der Gutachter Ihnen das glauben? Sie hätten schließlich schon lange Ihr Verhalten ändern können, dann müssten Sie jetzt nicht zur MPU. Deshalb will er entscheidende Änderungen in dem Lebensbereich geboten bekommen, der vorher bei der Frage nach den Handlungsgründen der problematische Bereich war.

Sie sehen also, dass auch das gut vorbereitet sein muss, damit Sie überzeugend wirken können, denn auch das ist nötige Voraussetzung für eine positive Prognose.

Zusammenfassung:

Der Gutachter erwartet ganz klar von Ihnen, dass Sie sich auf das Gespräch mit ihm gründlich vorbereitet haben, indem Sie sich genau die Fragen gestellt haben, die er Ihnen gleich stellen wird. Es ist vollkommen normal, dass ohne die entsprechende Aufarbeitung die Antworten nicht einfach so hervor sprudeln, denn es sind Fragen, die Sie sich vorher vielleicht noch nie gestellt haben. Sonst wäre es nämlich wahrscheinlich zu dem Problemverhalten gar nicht gekommen.

Nicht die Frage nach der Wahrheit steht im Vordergrund, sondern die nach den Ursachen und den durchgeführten Veränderungen. Beides schüttelt man ohne gute Vorbereitung nicht mal so eben aus dem Ärmel.



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